Schulleben

Lovely Rita

Eine beliebige Klasse an einer beliebigen Schule, das Alter der Schüler spielt keine Rolle. Die Frage lautet: „Wenn du dir eine Lehrerin wünschen dürftest, wie müsste die sein?“

Die Antworten variieren kaum. Ganz oben steht – keinen wundert`s – nicht das Wissen, sondern das Menschliche. Sie müsste viel Verständnis aufbringen für ihre Schützlinge, sich hineinversetzen können in die Gefühle, Sorgen, Nöte, Freuden und das ganz Eigene der Jugend. Natürlich gehörte auch Autorität dazu, aber immer verbunden mit dem Bestreben, zu helfen und anzuspornen, nicht zu verurteilen oder vorschnell abzustempeln. Man fasst instinktiv Vertrauen zu ihr, weil man weiß, man ist bei ihr gut aufgehoben. Sie müsste gut erklären können und es wäre schön, wenn man in ihrem Unterricht keine Angst zu haben brauchte, weil man mal etwas nicht weiß. Und ganz wichtig: Sie muss Humor haben.

Bleiben wir beim Hypothetischen, dehnen wir den Kreis der Befragten aus. Wie stellen sich die Lehrer eine ideale Kollegin vor?

Natürlich spielt hier die Qualifikation eine andere Rolle, aber sie steht wiederum nicht an erster Stelle. Im Grunde wünschen sich Kolleginnen und Kollegen dasselbe wie die Schüler: eine Persönlichkeit, die Empathie besitzt. Man nannte das früher Herzensbildung, aber es meint ein und dasselbe. Daneben sollte sie Einsatzfreude und Zuverlässigkeit zeigen, anpacken und jederzeit bereit sein, sich für die Gemeinschaft zu engagieren.

Die gute Nachricht ist: Es gibt solche Lehrerinnen. Die schlechte: Nicht jede Schule hat das Glück, eine davon in ihren Reihen zu wissen. Die Christoph-von-Schmid-Schule hatte dieses Glück, über 30 Jahre lang, mit Rita Henzler. Am Ende dieses Schuljahres hört sie auf. Was für ein Verlust.

Wenn Rita Henzler ihr Leben beschreibt, dann wird ein wenig klarer, woher die eingangs erwähnten Eigenschaften kommen.

1961 kam sie in Bernbach/Aichen zur Welt. Hineingeboren in die Idylle des elterlichen Bauernhofs, wuchs sie mit zwei Geschwistern auf. Schon früh half sie mit großer Freude im elterlichen Betrieb mit. „Daraus erwuchsen mir höchst positive Eigenschaften, die mir im Leben geholfen haben“, gibt sie Auskunft. Dazu gehören die Liebe zu und der Respekt vor Tieren, Naturverbundenheit, Verantwortungsbewusstsein, Zusammenhalt, konsequentes Arbeiten und ganz entscheidend: Durchhaltevermögen. Daher auch eines ihrer Lebensmottos: Niemals aufgeben! Es sollte ihr mehr als einmal eine unschätzbare Hilfe sein.

Das Abitur legte sie am Ringeisen-Gymnasium Ursberg ab und studierte anschließend in München Englisch und katholische Religionslehre. Nach dem Referendariat arbeitete sie fünf Jahre lang an der Realschule für Knaben in Neumarkt in der Oberpfalz und kam schließlich 1994 nach Thannhausen.

Sie übernahm bald die Fachbetreuung in Englisch und behielt das Amt 20 Jahre lang. Zwei Amtszeiten lang engagierte sie sich im Personalrat, auch als Vorsitzende. Damit prägte sie ihre Schule an entscheidender Stelle mit.

Lassen wir sie selbst nochmals zu Wort kommen: „Ich bin immer gerne zur Schule gegangen und war eine leidenschaftliche Lehrerin. Manchmal war ich streng, denn man muss von den Schülern etwas fordern. Aber ich habe sie immer gerngehabt. Und bei all den Höhen und Tiefen, die das Lehrerdasein auch kennt, haben mir immer meine beiden „Kamele“ genügsam und treu zur Seite gestanden: Humor und Geduld. Dankbar, mit einem lachenden und einem weinenden Auge, verlasse ich die Christoph-von-Schmid-Schule.“

Man nennt Kolleginnen wie Rita Henzler auch die „Seele“ des Kollegiums. Das hat seine Berechtigung. Wir werden sie sehr vermissen.

Und deswegen nicht „Farewell“, sondern nur “Looking forward to seeing you again”!

P.S.: „Lovely Rita“ ist natürlich aus dem gleichnamigen Song von John Lennon entlehnt. Wobei es sich bei jener Rita um eine Politesse handelt. Es sollte hier lediglich die Englischlehrerin angesprochen werden, Strafzettel hat Rita nie verteilt, das hätte sie gar nicht übers Herz gebracht.

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